Embryotransfer als Chance

Dr. Bruno Leite, der bei uns auf dem Gestüt Embryotransfers durchführt, erklärt die Vorgehensweise und die Vorteile des Embryotransfers.

Um eine moderne und vielfaltige Pferdezucht zu bieten, treten heute vermehrt eine Reihe von neuen Techniken, so genannte „Assisted Reproduction Techniques“ in Erscheinung. Diese sind vielfaltig und erstrecken sich über verschiedene Möglichkeiten hinsichtlich der Diagnostik von Problemstuten bis hin zur Potenzierung der Zucht mit hochwertigen Hengsten.

Eine der populärsten und effizientesten Techniken ist dabei der Embryotransfer. Diese Methode hat sich in den letzten Jahren weltweit in der Pferdezucht  verbreitet. Interessanterweise liegt dabei der Schwerpunkt im Ausland. So hat sich die Methode vor allem in den USA, Australien, Argentinien und Brasilien fest etabliert. In Deutschland ist das Hochgebiet im Norden zu finden.

Dennoch stößt man insbesondere in Deutschland immer wieder auf Skepsis hinsichtlich der Vor- und Nachteile sowie der Gründe für die Sinnmäßigkeit der Anwendung des Transfers von Embryonen, welche auch ursächlich für die noch schleppende Verbreitung in Deutschland zu sehen sind.

Der Embryotransfer (ET) selber ist eine Reproduktionstechnik, bei der einer Spenderstute 6,5 bis 9 Tage nach Besamung mittels Spülung ein Embryo aus der Gebärmutter entnommen und einer anderen Stute, der Empfängerstute, übertragen wird, welche folglich die Trächtigkeit der Spenderstute für diese übernimmt.

Egal welche Motivation für die Durchführung des ET vorliegt, das Ziel sollte es immer sein, eine höhere Zuchtwertschätzung zu erzielen.

Es gibt dabei verschiedenste Gründe und Situationen, welche den Einsatz des ET rechtfertigen.

So können mit dieser Methode von einer leistungsfähigen Stute Nachkommen erzeugt werden, ohne dass diese aus dem aktiven Wettkampfsport ausscheiden muss und auf diese Weise der Genpool des Muttertieres ohne Risiko für Stute und Züchter öfters genutzt werden.

Die zweite relevante Gruppe betrifft ältere Stuten, welche bereits aus der erfolgreichen Sportkarriere ausgeschieden sind und aus Alters- oder Gesundheitsgründen keine Fohlen mehr austragen können. Das Erbgut dieser Stuten kann durch diese Methode dennoch genutzt werden.

Ein weiterer Aspekt für die Nutzung des Embryotransfers findet sich bei Stuten, welche, unabhängig ihres Alters, aus medizinischen Gründen nicht in der Lage sind, ein Fohlen selber auszutragen. Hier bietet die Methode des Embryotransfers die einzige Möglichkeit, auch von diesen Stuten gesunde Fohlen zu erzeugen.

Unabhängig davon aus welchen Gründen man sich für den Transfer eines Embryonen bei seiner Stute entscheidet, hängt der Erfolg des ganzen Programmes von verschiedensten Faktoren ab.

Zum einem betrifft dies die Auswahl eines entsprechenden Hengstes hinsichtlich der Qualität seines Samens, zum anderen die Gesundheit der Spender- wie auch der Empfängerstute. So gibt es nichts frustrierenderes, als eine optimal vorbereitete Spenderstute und ein Samen von schlechter Qualität.

Doch auch die sogenannten „Problemstuten“ sind eine Herausforderung für sich. Dabei spielt nicht nur die biologische Gesundheit der Stuten (Eierstocks- und Gebärmutterfunktion), sondern auch die genetische Gesundheit dieser eine entscheidende Rolle für den Erfolg des Embryotransfers.

Aber natürlich gibt es auch genügend positive Ergebnisse, welche den Einsatz des Embryotransfers rechtfertigen, wie zum Beispiel die berühmte Lady Heida II vom Gestüt Sosath, welche es geschafft hat, innerhalb von drei Jahren ihre gesamte züchterische Leistung zu verdoppeln.

Ein nicht unerheblicher und damit auch erwähnenswerter wichtiger Faktor bleiben natürlich auch die finanziellen Kosten, welche mit dem Transfer eines Embryos verbunden sind wie auch das Management rund um dieses Thema. So sollten Sie Fragen bezüglich zu erwartender Ausgaben pro Embryotransferspülung, zu erwartende Erfolgsaussichten, Auswahl der Empfängerstuten einschließlich Anzahl dieser und andere Fragen vorab ausführlich mit ihrem betreuenden Tierarzt besprechen.

Detaillierte Informationen zu diesem und weiteren Themen folgen auf diesem Blog. Bis dahin wünsche ich Ihnen weiterhin viel Spaß und Erfolg für die bevorstehende Zuchtsaison und gutes Durchhaltevermögen bei dem bevorstehenden  Hengstvorführungsmarathon der nächsten Monate.

Ihr Dr. Bruno Leite

Mein Ziel ist es, jedes Pferd individuell zu betreuen - von der Befruchtung bzw. der Geburt bis hin zum Ruhestand - und Ihnen dabei die bestmöglichste medizinische Versorgung zu einem fairen Preis zu bieten. www.oldenburgerpferdepraxis.de

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