Perfekt vorbereitet in die Zuchtsaison

Stationstierarzt Dr. Hans-Hermann Lagershausen hat jahrzehntelange Erfahrung in der gynäkologischen Betreuung von Zuchtstuten. Er hat für Sie alle Tipps zusammengefasst, damit die geplante Besamung der Stute erfolgreich wird.

Die richtige Vorbereitung ist alles

Vor der geplanten Bedeckung sollte die Stute unbedingt einem Tierarzt vorgestellt werden, dies möglichst während sie sich in der Rosse befindet. Der Tierarzt wird die Stute gynäkologisch untersuchen und eine Tupferprobe (Abstrich aus der Gebärmutter) entnehmen, welche im Labor auf pathogene, also auf Krankheiten verursachende, Keime untersucht wird. Junge Maiden- sowie Fohlenstuten nach komplikationsloser Geburt brauchen nicht zwingend vor der Besamung „getupfert“, also bakteriologisch untersucht werden.

Anlässlich dieser ausführlichen Erstuntersuchung sollten besondere Befunde, wie z.B. Gebärmutterzysten, notiert werden. Zysten sind flüssigkeitsgefüllte Blasen, häufig mit dem Aussehen und der Größe einer zwei bis drei Wochen alten Trächtigkeit. Aus diesem Grund sollte immer eine Skizze zur Größe und Lage in der Gebärmutter angefertigt werden, um bei späteren Untersuchungen die Zysten von einer eventuellen Fruchtanlage unterscheiden zu können. Insbesondere zur genauen Feststellung einer Zwillingsträchtigkeit ist die Skizze enorm hilfreich.

Stuten mit bekannten Problemen aus vorhergegangenen Zuchtversuchen sollten besser mittels Uterusbiopsie untersucht werden. Hierbei wird ein kleines Stückchen Gebärmutterschleimhaut entnommen und im Labor untersucht. Die Entnahme ist komplikationslos und liefert wertvolle Hinweise über den Zustand der Gebärmutter und die Notwendigkeit einer Behandlung sowie über die Prognose. Mitunter kann die Aussicht auf eine gesunde Trächtigkeit aufgrund der Befunde schlecht bis hoffnungslos sein.

WFFS
Sollten Sie einen Hengst für Ihre Stute ins Auge gefasst haben, der WFFS-Anlagenträger ist, so kann ein Test von der Stute gemacht werden, ob diese ebenfalls Anlageträgerin für die Genveränderung ist. Bei einem negativen Ergebnis ist die Anpaarung völlig unbedenklich. Ein positives Ergebnis ist für Ihre Stute ebenfalls kein Problem. Es sollte lediglich ein WFFS-negativer Hengst gewählt werden. Es besteht keine Notwendigkeit, eine gute, bewährte Stute wegen dieses Merkmals nicht mehr züchterisch zu nutzen. 

Erfolgstipp: Rossekalender führen
Mit Beginn der Saison sollten Rosseanzeichen wie vermehrtes Urinieren, das „Blitzen“ mit der Scheide und andere Verhaltenänderungen aufmerksam beobachtet und notiert werden. Die normale Rosse dauert fünf bis sieben Tage. Der Eisprung findet im letzten Drittel dieser Phase statt. Aber Achtung, große Abweichungen von Stute zu Stute sind möglich. Besonders am Anfang der Saison reagieren viele Stuten mit Azyklie, das heißt infolge des winterlich kalten Wetters und der fehlenden Sonne läßt der Zyklus noch auf sich warten.
Mit dem Wissen um den Zyklus der eigenen Stute, am besten notiert in einem „Rossekalender“, kann die Besamung optimal geplant werden.

Der optimale Besamungszeitpunkt
Die Besamung sollte in der Zeit des Eisprungs, das heißt 48 Stunden davor bis zwölf Stunden danach, durchgeführt werden. Dann reichen ein oder zwei Besamungen pro Zyklus. Die Bestimmung dieses relativ engen Zeitfensters ist für den untersuchenden Tierarzt allerdings oftmals schwierig und erfordert häufige Untersuchungen. Die Erfahrungen des Pferdebesitzers aus vorhergehenden Zuchtjahren und Rossezyklen der Stute (Rossekalender) sind dabei sehr hilfreich. Zudem besteht die Möglichkeit, den Eisprung mit Hormonspritze vorzuziehen bzw. terminlich näher einzugrenzen (siehe unten). 

14 bis 16 Tage nach der Besamung erfolgt die Trächtigkeitsuntersuchung. Eine frühe Untersuchung ist unabdingbar für eine zuverlässige Feststellung und das Management einer eventuell vorhandenen Zwillingsträchtigkeit, da das Austragen von Zwillingen eine große Gefahr für die Stute darstellt und es fast immer zu Fehlgeburten kommt. Je eher eine Frucht entfernt wird, desto größer sind die Chancen für den verbeibenden Embryo. Sollte die erste Trächtigkeitsuntersuchung keine sichere Aussage bezüglich einer vorhandenen Trächtigkeit zulassen, muss am 18. Tag wieder überprüft werden. Ist eine erneute Rosse eingetreten, ist die Stute nicht tragend. Ab dem 25. Tag der Trächtigkeit ist der Herzschlag des Embryos erkennbar. Weitere Untersuchungen sind in größeren Abständen empfehlenswert, zumindest während der noch laufenden Decksaison, um bei einem eventuellen Verlust der Trächtigkeit eine Neubedeckung zu ermöglichen.

Keine Panik bei Nichtträchtigkeit
Hat die Stute „umgerosst“, ist sie also nicht tragend, werden die möglichen Ursachen mit dem untersuchenden Tierarzt besprochen. Die nächste Besamung ist um den folgenden Eisprung herum möglich. Eine erneute Tupferprobe sollte spätestens nach der zweiten Umrosse durchgeführt werden.

Schamschluss beurteilen
Viele ältere, insbesondere Sportstuten, leiden an ungenügendem Schamschluss. Alterungsprozesse, hormonelle Einflüsse und Schwergeburten sind hierfür die Hauptursachen. Ein kleiner chirurgischer Eingriff, die sogenannte Caslick-Naht, sorgt für einen besseren Verschluss der Scheide und unterbindet so das Eindringen von Keimen über Luft oder Flüssigkeit, was Infektionen von Muttermund und Gebärmutter verhindert. Eine erweiterte Form dieses Eingriffs ist die sogenannte Scheidenplastik.

Mögliche Hormontherapie
Den Einsatz bestimmter Hormone zum Auslösen der Rosse nennt man „Anspritzen“. Im ausklingenden Winter sowie im frühen Frühjahr sind diese Bemühungen selten erfolgreich. Die Grundvoraussetzungen wie Licht, Wärme und Weideauslauf müssen erst gegeben sein. Dann kann in angezeigten Einzelfällen mit Medikamenten nachgeholfen werden. Etwa vier bis sieben Tage nach der Hormontherapie würde dann eine normale Rosse beginnen. Aber Achtung, große Abweichungen sind auch hier möglich. Es kann sowohl gar keine Reaktion auf die Hormontherapie erfolgen als auch ein vorzeitiger Eisprung.

Die Theorie ist nun klar, jetzt geht es an die Praxis. Den passenden Hengst für Ihre Stute finden Sie bestimmt hier.

Der erfahrene Tierarzt hat bereits tausende Stuten besamt und untersucht. Seit dem Beginn unserer Hengsthaltung ist er der Stationstierarzt. Das Wohl der Stute und die Geburt eines gesunden Fohlens stehen bei ihm an erster Stelle. Dabei werden auch die Kosten im Blick behalten. Es wird nur gemacht, was für die Erwartung eines gesunden Fohlens sinnvoll erscheint.

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