Blutegel-Therapie

„Eine tierisch gute Heilmethode“
Seit vielen Jahren lassen wir erfolgreich Blutegel bei unseren Pferden (und auch bei uns Menschen) ansetzen. Wir haben beeindruckende Erfolge verzeichnen können. Unsere Heilpraktikerin Anja Raffel-Schwepe erklärt, wie diese Therapie funktioniert.
Die Blutegeltherapie gehört zu den Ausleitverfahren. Diese gehen auf die Humoralpathologie zurück, der zufolge der Mensch (Tier) verschiedene Säfte (Schleim, Blut, gelbe und schwarze Galle) in sich trägt und dann krank ist, wenn diese Säfte in einem Ungleichgewicht im Körper auftreten. Um diese sogenannte Dyskrasie zu heilen, wurden und werden bestimmte Ausleitverfahren angewandt, mit deren Hilfe die schädlichen Stoffe aus dem Organismus nach außen geleitet werden. Bei der Blutegeltherapie werden Blutegel auf der Haut angesetzt, um verschiedene Krankheiten zu heilen, zu lindern und Schlacken aus dem Körper zu befördern.
Historischer Rückblick in die Geschichte des Blutegels
Die Anfänge der Blutegeltherapie scheinen nicht so klar erforscht zu sein. So werden unterschiedliche Wurzeln erwähnt, die von Ägyptern, Griechen, Römern bis hin zu Indern reichen.
Die Aussage „Seit Menschen heilen, spielen Blutegel fast immer eine bedeutende Rolle“ scheint mir wahrscheinlich, da sowohl Menschen als auch Tiere von der heilenden Wirkung der Egel profitieren. Im 19. Jahrhundert flaute das allgemeine Interesse an dieser bewährten Heilbehandlung zugunsten moderner Therapieverfahren immer mehr ab. So verlor die Blutegelbehandlung zwar an Boden, aber keineswegs an Bedeutung. Bei vielen naturheilkundlich ausgerichteten Therapeuten hat diese Heilbehandlung wieder ihren festen Platz gefunden.
Die Pharmaindustrie stellt Hirudin, die Hauptwirksubstanz des Egelspeichels, gentechnisch her und setzt sie als klassisches Medikament ein. Der chemische Nachbau in Salbenform und die komplexe Mischung im Speichel des Blutegels unterscheiden sich aber, was die steigende Nachfrage des ORIGINALS miterklären könnte.
Die Wirksubstanzen des Blutegels
1884 wurde das Blutegelextrakt in England erstmals näher untersucht. Annahmen gehen davon aus, dass die Salvia (der Egelspeichel) zwischen 30 bis 100 Substanzen enthält. Erforscht sind bis heute die folgenden, bisher identifizierten Wirkstoffe:
Hirudin – der Hauptwirkstoff. Hirudin sorgt für die Hemmung der Blutgerinnung und wirkt Gefäßkrampflösend. Es fördert die Bildung von Leukozyten, diese Eigenschaft bescheinigt Hirudin eine immunstärkende Wirkung. Zu guter Letzt beschleunigt Hirudin auch den Lymphfluss, somit beschleunigt es die Entgiftung des Körpers.
Calin – eine ebenfalls für die Blutgerinnung verantwortliche Substanz. Sie bewirkt das Nachbluten der Wunde, welches eine reinigende Funktion einnimmt und mit einem sanften Aderlass zu vergleichen ist. Diese Nachblutung ist erwünscht und kann bis zu zwölf Stunden dauern. Die Nachblutung sollte nicht unterbrochen werden.
Hyaluronidase – verbreitet die wirksamen und heilsamen Substanzen. Eine antibiotische Eigenschaft ist umstritten.
Eglin – eine Substanz, die entzündungsauslösende Enzyme in ihrer Aktivität blockiert. Sie hat eine schmerzstillende Wirkung.
Des Weiteren sind Substanzen
- Bdellin
- Aphyrase
- Kollagenase
- Destabilase
- Piyavit
und andere in der Salvia enthalten. Die Funktion dieser Stoffe ist noch nicht gänzlich erforscht.
Wirkung der Blutegeltherapie
Die Blutegeltherapie zählt zu den Ausleitungsverfahren, ebenso wie der Aderlass oder das blutige Schröpfen, bei denen die Ausscheidung eingelagerter Schlacken und anderer Schadstoffe über das Blut forciert wird. Hierdurch wird der gesamte Organismus stark entlastet. Was dieses Ausleitungsverfahren jedoch von den anderen unterscheidet, ist die einzigartige Wirkung des Speichelsekrets der kleinen Egel.
Zwischen den Zähnchen befinden sich kleine Öffnungen, durch die die Salvia in die Wunde gelangt. Die Tiere synthetisieren die unter anderem vorher genannten Stoffe, die sich positiv auf die Heilung auswirken können. Zusammengefasst wirkt die Salvia gerinnungshemmend, entzündungswidrig, blutreinigend, immunisierend, lymphstrombeschleunigend, schmerzstillend und gewebelockernd.
Indikationen/Anwendungsgebiete
- Abszesse
- Ataxien (Lahmheit)
- Arthrose (Degenerative Gelenkerkrankung ohne Entzündung) z.B Coxarthrose/Hüfte, Gonarthrose/Knie oder Spondylose/Wirbelsäule, Kron- oder Karpalgelenkarthrose
- Arthritis (Entzündliche Gelenkerkrankung) z.B. HD/Hüftdysplasie
- Bisswunden
- Discopathie, z.B. Bandscheibenvorfall
- Euter- und Gesäugeentzündungen
- Gelenkgallen
- Hufrehe/Klauenrehe, Hufrollenentzündungen, Spat
- Patellaluxation (Verlagerung der Kniescheibe aus ihrer Gleitrinne im Oberschenkelknochen
- Bänderverletzung z.B. Kreuzbandriss
- Sehnenscheidenentzündungen z.B. Fesselträgerverletzungen
- Schleimbeutelentzündungen
- Allgemeine Entzündungen
- Blutergüsse
- Quetschungen
- Thrombosen
- Furunkel/Karbunkel
- Lokale Pyodermie (Hautentzündungen, Leck Ekzeme)
- Ödeme
- Schlecht heilende Wunden
- Haämakupunktur : Ansetzen der Egel auf Akupunkturpunkte
Kontraindikationen/Erkrankungen, wo KEINE Egeltherapie durchgeführt werden darf
- Tiere unter 5 kg Körpergewicht
- Gerinnungsstörungen
- Tiere, die blutverdünnende Medikamente erhalten
- Immunschwäche
- Anämie (Blutarmut)
- Diabetes
- Niereninsuffizienz(Unterfunktion der Nieren)
- Tumore
Auf Grund der vielen Einsatzmöglichkeiten der Blutegel, ist er in meiner Praxistätigkeit nicht wegzudenken. Gerne unterstütze ich Sie bei Verletzungen Ihrer Sport- und Zuchttiere.
In diesem Sinne bleiben Sie neugierig und passen Sie auf Ihre Tiere auf.
Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung
Ihre
Anja Raffel-Schwepe