Akupunktur bei Reproduktionsstörungen

Im heutigen Blog geht es um den Anöstrus (Zyklusruhe) aus der Sicht der TCM (Traditionell Chinesische Medizin).
Der Östrus ist der Abschnitt, in dem das weibliche Tier begattungsbereit ist, er dauert nur wenige Tage. Im Eierstock entstehen die sprungreifen Follikel (Graafsche Follikel) und gegen Ende der Brunst erfolgt der Follikelsprung („Eisprung“, Ovulation).
Die wichtigsten Monate, in denen die Zyklusruhe der Stute stattfindet, sind in der Regel Dezember bis Februar. Sobald in den Wintermonaten die Wirkung des Tageslichts auf die Hypophyse abnimmt, tritt der Anöstrus als normaler, physiologischer Vorgang auf.
Die Stute gehört zu den saisonal polyöstrischen Tieren. Das bedeutet, dass sich im Frühjahr ein Zyklus der Rosse im regelmäßigen Abstanden von ca. drei Wochen wiederholt. Sie reagiert auf die unterschiedlichen Lichtverhältnisse, bedingt durch unsere Jahreszeiten. Im Frühling, wenn die Helligkeitsphasen länger werden, solltedie Aktivierung des Sexualzyklus beginnen.
Was aber, wenn die Stute im Frühjahr nicht in den normalen Zyklus kommt?
Hier kann überlegt werden, ob die Stute konventionell mit Hormonen angespritzt wird, oder man bedient sich der Akupunktur, die nebenwirkungsfrei und schonend für den Gesamtorganismus ist. Die Ursache kann sowohl in einer Fülle, als auch in einer Leere liegen. Die Leere-Erkrankungen lassen sich meist auf eine Blut-Leere zurückführen. Starke pathogene Faktoren dagegen können eine Fülle-Erkrankung hervorrufen, die zu einer Blutstagnation führt.
Auf dem Rücken des Pferdes habe ich die Möglichkeit, einer diagnostischen Akupunkturpunkt-Palpation der Zustimmungs-Shu-Punkte, d.h. hier erkenne ich, ob ein Meridianverlauf im Körper des Tieres gestört ist. Dazugehörige Alarm-Mu-Punkte können mir Aufschluss darüber geben, ob ein dazugehöriges Organ in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Nadelung bestimmter Punkte, die mit dem Reproduktionssystem in Verbindung gebracht werden, können signifikant die Plasmaspiegel der Geschlechtshormone LH, FSH, Östradiol und Progesteron verändern.
Aus fernöstlicher Sicht ist die Funktion des weiblichen Reproduktionssystems von einer komplexen Zusammenarbeit zwischen inneren Organen, Qi (Lebensenergie) und Qi-Xue (Blut), Meridianen und Geschlechtsorganen abhängig. Die Organe und ihre Meridiane, vor allem Niere, Milz/Pankreas, Leber und Herz versorgen den Uterus, den Fötus und die Plazenta mit Qi-Xue.
Symptomatik einer Blut-Leere:
Die Blut-Leere-Erkrankung kann zu einer Leere auf dem Milz/Pankreas-Meridian führen. Weiterhin können z.B. nach einer längeren Krankheit Hämorrhagien (Blutungen) auftreten oder die Leere kann zu drastischen emotionalen Veränderungen führen, die das Leber-Yin beeinflussen. Stuten zeigen eine trockene Haut, einen schwachen Puls und eine blasse Maulschleimhaut. Sehr häufig kann bei dieser Art der Erkrankung das Gemüt gestört sein und starke Ängstlichkeit, Palpationen und Reizbarkeit auftreten.
Therapie:
Hier müssten die Zustimmungspunkte-Shu-Punkte von Leber (BL 18), Niere (BL 23) und Milz/Pankreas (BL 20) reagieren. Sie werden tonisierend oder ggf. ohne Sensation in Verbindung mit den Akupunkturpunkten Ma 36 und MP 6 genadelt, die das Element Erde stärken.
Symptomatik einer Blutstagnation:
Die Blutstagnation kann sich aus einer Folge von zu viel Ärger und Sorgen entwickeln, die zu einer Qi-Stagnation führen. Das Qi ist somit nicht mehr in der Lage, das Blut zu kontrollieren. Abwehrreaktionen, Schmerzen und Unbehagen im Bereich der Lumbalregion und des Abdomens der Stute können häufig beobachtet werden, ebenfalls eine purpurfarbene Zunge und ein straffer und gespannter Puls. Häufig befällt die Blutstagnation auch die außerordentlichen Meridiane Chong Mai und Ren Mai. Die Blut-Stagnation im „Meer des Blutes“ verhindert dann den Östrus.
Therapie:
Das Leber-Qi regulieren und somit die Stagnation aufheben durch Nadelung der Punkte MP 10 und Le 3. Um Qi und Blut wieder nach unten zu leiten werden sie mit Mp 6 und Di 4 kombiniert.
In diesem Sinne beobachten Sie Ihre Stuten gut. Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Ihre Anja Raffel-Schwepe
Quellennachweis:
Akupunktur in der Tiermedizin, Elsevier Urban und Fischer